Lübeck. Das Theaterschiff Lübeck mitten im Herzen der Stadt hat die Urlaubssaison eröffnet: Seit 02. Mai 2025 spielt das Musical Hotel Las Ananas drei bis vier Vorstellungen jedes Wochenende. Lest alles dazu hier.

Mitte Juni hat der Sommer nach extrem wechselhaftem Wetter nun auch den Norden gefunden. Sonnenschein, heiße Temperaturen sowie lange Tage laden dazu ein, die Nächte durchzufeiern. Am gestrigen Abend hätte dies aber auch das Volksfest tun können, durch welches man sich durchkämpfen musste, bevor man vom Parkplatz des Park Inn das Theaterschiff erreicht hat. Entsprechend heiter und gut gelaunt wurde man auf dem Theaterschiff empfangen, alle Gäste in freudiger Erwartung.

Entgegen des doch recht konservativem und anspruchsvollem Publikum im Theater Lübeck bei der Premiere des Ballets “Der Flüchtige Augenblick” über den ich hier geschrieben habe, ist es auf dem Theaterschiff unweit davon sehr locker und freundlich gewesen. Ganz getreu dem erwarteten Spektakel wurde hier mit “Aloah” gegrüßt. Es wurde entsprechend bester Sommerlaune mit kühlen Getränken (insbesondere Cocktails), die mit den den Saal genommen werden durften, vorgeglüht. Gegen 19:15 Uhr hat dann der Einlass stattgefunden. Was ist das für eine Ehre gewesen, dass eine ganze Reihe für mich als Presse geblockt wurde. Liebes Lübeck, so möchte ich von nun an immer von dir empfangen werden.

Wenn man bereits die tropische Kulisse sehr ansprechend gefunden hat, hat das Vogelzwitschern nur sein Übriges dazu beigetragen. Eine viertel Stunde nach Einlass dimmten sich die Lichter im Saal und es ertönte eine Ansage über die Lautsprecher, die für den Sicherheitshinweis gedacht gewesen ist, aber die Menge mit ihrem Witz bereits zum Lachen gebracht hat. “Folgen Sie nicht den Schauspielern, denn die könnten einfach nur ihre Rolle spielen”, so oder ähnlich wurde es angesagt und nichts geringeres wurde versprochen: Eine mitreißende Spannung direkt zu Beginn als die vier Hauptdarsteller durch den Gang gezogen sind und weitere Möbel auf die Bühne transportiert haben, als ob diese nichts wiegen würden. Gesang mit Schwung, von dem man nicht wollte, dass dieser aufhört und dann das große Büffet: Urlaubshits wie “Surfin’ USA”, Disney Sprüche wie Hakuna Matata (oder einer Parodie von Mary Poppins’ Supercalifragilistischexpialigetisch) und ganz viel Parodie ganz getreu dem Motto: “Willkommen im Jahr 2025”.

Das Hotel Las Ananas in Mitten eines Dschungels, das von seinem alten Besitzer aufgegeben wurde und droht pleite zu werden ist schlechten Bewertungen auf Bewertungsplattformen wie Yelp und sozialen Medien wie Facebook und Instagram ausgesetzt. So beginnt die wilde Achterbahnfahrt der Gefühle für seine Nicht Anna (gespielt von Ana Ramirez), die das Hotel übernommen hat und mit ihrem Team Brian (Bastian Kohn) und dem Ehepaar Daria (Asya Pritchard) und Bruno (Henry Klein) überlegt, wie es es wieder auf die Beine bringen soll. Dieses Team hat wirklich keine Idee offen gelassen: Angefangen mit einem Mix aus italienischem Flair und Griechenland, ist es weitergegangen mit einem Yoga-Hotel, das selbst Hotelerbin Anna zu Boden gebracht hat. Plötzlich tauchen zwei grell-pinke Flamingos auf und das Hotel bricht aus in die coolste 90er-Party der 202oer, bei der die Menge im Publikum nicht mehr stillhalten konnte. Ein krönender Abschluss für die erste Halbzeit. Die Pause ist eine gute Gelegenheit gewesen sich den sog. “Flirtini” aus dem Musical zu holen, für den bereits während des Stücks, als die Hotelbar eröffnet wurde, die Werbetrommel gerüttelt wurde.

Nach der Pause ist es genauso vibrierend weitergegangen. Spätestens bei der ersten Note von “Golden Eye” am besten bekannt durch James Bond ist auch dieses Thema mit Casino und Anzügen durchgedrungen und als ob das alles nicht genug gewesen wäre, kam noch die Idee ein Familienhotel aus dem Hotel Las Ananas zu machen – aber Gnade einem Gott, wenn die zwei Extrema von Eltern zwischen einer Woke-Workaholic-Mom und einem lässigen Papa mit Bierbauch aufeinander treffen. Es ist nichts unversucht geblieben, doch egal, was versucht wurde, es war alles nicht nach Annas Herz – vielleicht ist Herz genau das Stichwort für das Erfolgsrezept?

Das Autorentrio aus Jacqueline Batzlaff, Christian D. Trabert und Manuel Ettelt hat nichts, ausschließlich nichts, ausgelassen bei der einfachen Frage: Wie bringt man ein heruntergekommenes Hotel, das man nicht aufgeben möchte, wieder auf Vordermann? Viel ist in diesem Fall nicht “too much”, sondern “bringen sie das auch noch?”. Die Antwort darauf ist: Ja, das tun sie. Nicht nur Filmklassiker, beliebte Epochen oder Klischees sondern auch Wortspiele, Interaktion mit dem Publikum und Weisheiten für das Leben. Raffinierter hätte die gesamte Bandbreite an Publikumslieblingen in einem Stück nicht verpackt sein können.

Doch auch die Power der Darstellerinnen und Darsteller hat dazu beigetragen, dass man sich dieses Musical (wie ein Zuschauer berichtet hat) mehr als einmal angesehen hat. Das sympathische Lächeln von Asya Pritchard und Henry Klein ist strahlender als jeder Sonnenschein. Da geht einem jedes Mal das Herz auf. Der Charme, den Bastian Krohn ausgestrahlt hat, ist sehr erfrischend gewesen. Den spanischen Flair mit Gesang durch die Nase, den Ana Ramirez perfekt beherrscht lässt sie hier nicht umsonst die beste Wahl für ihre Rolle sein – ganz zu schweigen von dem nahezu gleichen Namen. Insbesondere als sie in ihrer Rolle als Anna ihre Hingabe zu den 90ern geäußert hat, ist die absolute Authentizität durchgedrungen. Wie sie mir im Anschluss erzählt hat, ist diese auch ihre Lieblingsszene gewesen. Das hat man sich genauso gedacht. Insgesamt ist es beeindruckend gewesen wie makellos die vier Darsteller es geschafft haben in die vielseitigsten Rollen zu schlüpfen und diese Energie auf die Publikum zu übertragen. Auch untereinander haben sie auf wunderbarste Weise harmoniert. Ferner hat Ana Ramirez im Ambiente von Charme und Witz auf mich wie eine junge Anke Engelke gewirkt.

Jamas und Salute auf das Hotel Las Ananas! Das Musical spielt noch bis Ende Juli auf dem Theaterschiff. Tickets könnt ihr euch hier sichern und vielleicht mit einem Besuch in der wunderschönen Hansestadt kombinieren? Meine absolute Empfehlung hat das Stück.