Das Soai-Orchester Spielt In Einer Liga Mit Den Ganz Großen

Hamburg-Uhlenhorst. Am 27. März präsentierte der Dirigent Takahiro Fuji das Soai Junior Orchester in der St. Gertrud Kirche. Die jungen Talente spielten u.a. Mozart und Vivaldi.

Takahiro Fuji and the Soai Junior Orchestra
Traum trifft auf Vision: der aus Japan stammende Dirigent und Oboist wollte den jungen Musikerinnen und Musikern eine internationale Bühne geben. Foto: ©2025 Johanna Karajan

Das japanische Volk ist für vieles Bekannt: Lebensweisheiten, Fleiß aber vor allem seine Disziplin. Bereits im sehr jungen Alter sagt man Ihnen die unterschiedlichsten Handwerke vom Sport bis hin zur Musik nach. Diese Disziplin hat sich am 27. März in stimmungsvoller Atmosphäre ab 19:30 Uhr mehr als sehen lassen.

Adrette Kleidung mit weißer Bluse und schwarzem Unterteil, Haare ordentlich zurückgesteckt – trotz einheitlichem Dresscode, wie man es aus Schulen in Japan kennt, bringt jede einzelne Musikantin bzw. jeder einzelne Musikant eigenen Charakter mit. Das Soai Junior Orchester ist eine Sektion des Soai Orchesters. Sie besteht aus Schülerinnen und Schülern vom Grundschul- bis hin zum Oberstufenalter sowie Studierenden der privaten Soai Universität in Osaka.

Ayumi Kitamura auf der Orgel
©2025 Johanna Karajan

Die Oberschule sowie die Universität sind jeweils mit einer Musikfakultät ausgestattet. Die Soai Universität wird nach dem Times Higher Education als eine der Top-Universitäten der Welt gelistet. Sie steht für den kulturellen Einfluss Japans und fokussiert sich auf die Entwicklung junger Menschen und schlussendlich die aufsteigenden Talente von Morgen. Berühmte Alumni der Universität sind u.a. Yoshiko Imaoka oder Yasuhito Sugiyama. Der kulturelle Einfluss hat sich jedenfalls mehr als sehen lassen mit der Disziplin, die die (ich schließe mich diesem Begriff an) jungen Talente auf der Bühne bewiesen haben.

Internationale Auftritte hat das junge Orchester abgesehen von Deutschland bereits in Polen und Italien gehabt. Damit nicht genug hat das Orchester aus Japan im ersten Akt unter der musikalischen Leitung von Makio Ueda und anschließend dem Hauptinitiator des Abends Takahiro Fujii mit internationalen Klassikern das Publikum zum Beben gebracht. Insgesamt hat sich das Programm des Abends folgendermaßen zusammengesetzt:

  • “Annen-Polka op.117” von Johann Strauss
  • “Fiddle Dance” von Percy Fletcher
  • “St. Paul’s Suite op.29-2” von Gustav Holst
  • “PIÈCE” von Gabriel Fauré
  • “Fiat Lux” von Théodore Dubois (auf der Orgel von Ayumi Kitamura)
  • “Divertimento D-Dur, KV 136” von Wolfgang A. Mozart
  • “Der Frühling, op. 8 Nr. 1, RV 269” von Antonio Vivaldi
  • “Holberg Suite op. 40” von Edvard Grieg

So hat die Audienz Japan nicht nur neu erlebt. Japans kulturell verankerte Disziplin hat mit diesem umfangreich internationalen Programm auch auf die Klassik der Welt getroffen.

Das Talent der Jugendlichen ist vollkommen atemberaubend gewesen. Doch wie man aus jedem Teamsport weiß, ist es nicht allein das Talent, das für einen harmonischen und professionellen Auftritt zählt, der seine Zuschauerinnen und Zuschauer mitreißt. An der Soai Universität geht es auch um den Gemeinschaftsgedanken und diesen zu stärken. So erlangt man die Perfektion, die sich an diesem Abend mehr als erkennen lassen hat. Die Harmonie hat man jedoch auch zwischen Dirigenten und Orchester stark gespürt.

Das Publikum klatscht zur Musik des Soai Orchesters
©2025 Johanna Karajan

Das Streichorchester hat sich aus Violine, Cello und Oboe zusammengesetzt. Besonders aufgefallen ist der erhöhte Anteil von Mädchen im Soai Junior Orchester, aber umso mehr sind die wenigen jungen Männer unter ihnen herausgestochen. Der Umgang mit dem Publikum sowie auf der Bühne ist mehr als souverän gewesen. Das Stück auf der Orgel wurde auf der oberen Ebene der Kirche über der Eingangstür gespielt, hat jedoch den gesamten Saal mit seinem Klang ausgefüllt. Während dieses Stücks wurden entsprechend die Lichter gedimmt und man wollte nur die Augen schließen und die Musik genießen.

Alles in allem ist der Abend mit dem Soai Orchester unter der Leitung von Fujii und und Ueda ein unvergleichliches Erlebnis gewesen, von dem man noch Monate später schwärmen würde. So viel kann schon verraten werden: Es ist nicht der letzte Auftakt gewesen. Im persönlichen Gespräch mit dem Dirigenten nach dem Konzert habe ich ihn noch gefragt warum man keine größere Bühne für dieses Maß an Professionalität gewählt hat, wenn das Publikum am Ende zu den bekannten Klassikern sogar mitklatscht. In der Tat ist das eine Empfehlung der Organisatorin Ayumi Kitamura (Orgel) gewesen, um zunächst internationale Erfahrung ohne großen Druck zu sammeln. Wobei ich nur betonen kann, dass dieses professionelle Orchester jeden Berufsmusiker an die Wand spielt.
Anschließend habe ich das Mitglied der Dresdner Bachsolisten gefragt, warum kein Stück von Bach anlässlich des 340. Jubiläums gespielt wurde (so wie Komponist Gurvitch dies hier angepriesen hat). Dies erklärte er mit der Schwierigkeit Stücke von Bach auf ein Streichorchester zu übertragen. Besonders für Kinder oder Hobbymusiker (was die Schüler zu diesem Zeitpunkt sind), sind die Stücke für Bach noch zu schwer gewesen.
Am Ende habe ich den Dirigenten Fujii über seine Motivation gefragt, warum er sein Augenmerk auf Schülerinnen und Schüler legt. Das Orchester mit Tradition seit über 60 Jahren möchte er insofern fördern, Hobbymusiker, die sich dahingehend weiterentwickeln möchten zu begleiten und zu unterstützen.

Fujii und Ueda gemeinsam mit dem Soai Orchester
©2025 Johanna Karajan

Es ist immer wieder ein großes Vergnügen unter Japanern zu sein. Ihr Talent und ihre Disziplin neben ihrer sehr wertschätzenden Art besonders zu ihrer Umwelt und der Internationalität ist einfach herzerwärmend. Darüber hinaus zu erwähnen ist nicht nur, dass Osaka in Hamburg zu Gast gewesen ist, sondern dass es sich bei diesen beiden Städten darüber hinaus um Partnerstädte handelt. Die jungen Talente haben ihre Nation sowie ihr Land auf dieser internationalen Bühne perfekt vertreten.

Auf Instagram könnt ihr alle Bilder des Konzerts sehen.

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