Die mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Köchin ist die ungekrönte Königin der Pasta und richtet eine Hommage an ihren persönlichen Star. Im Interview geht Cornelia Poletto tiefer auf die Hintergründe ihrer Motivation und Leidenschaft ein.
Johanna Karajan: Liebe Conny, vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview nimmst. Nochmals herzlichen Glückwunsch zur Veröffentlichung deines 5. Kochbuchs. Zuallererst interessiert mich: was war zuerst da? Italien oder Polettos Passione für Pasta?
Cornelia Poletto: Was soll ich sagen? Meine Leidenschaft für Pasta reicht zwar lange zurück, aber Italien ist dann schon noch einen Tick älter (lacht).
Ein berühmter Satz von dir lautet „Ich kann nur Pasta“ – was würdest du kochen, wenn du nicht Pasta zubereiten würdest? Welche Länderküchen begeistern dich noch?
Risotto! Aber ich mag auch die japanische Küche sehr. Sie hat gewisse Parallelen zur italienischen Küche. Bei beiden steht das Produkt im Mittelpunkt. Je besser ein Grundprodukt ist, desto weniger muss man damit machen.

Ist dein Kochbuch „Polettos Pasta Passione“ deine Liebeserklärung an Pasta?
Ja. Es ist eine Liebeserklärung an die Pasta und wie ich finde ein wunderbarer Mix aus Pastamythen, mit denen ich aufräume, und meinen liebsten Pasta-Rezepten alla Poletto.
Nun ist Pasta aber auch ein Lebensmittel, das von Fitness-orientierten Menschen gerne auch als „Hassliebe“ bezeichnet wird, weil es, wie es auch in deinem Buch steht, so reich an Kohlenhydraten ist. Widersprechen sich Pasta und gesunde bzw. bewusste Ernährung?
Nein, ganz im Gegenteil. Die Pasta allein ist nicht der Dickmacher, sondern die Saucen. Dabei kann man, wenn man auf Kalorien achten möchte, auch ganz leichte Pastagerichte zaubern. Außerdem sind Kohlenhydrate im Sport auch wichtig. Wer mag, kann ja auch auf Vollkorn-Pasta umsteigen.
Was hältst du von den zahlreichen Alternativen zu Pasta wie Pasta aus Vollkorn, Dinkel oder Linsen? Würden „echter Italiener“ sowas ablehnen?
Ich habe irgendwo gelesen, dass Italien das Land mit den meisten glutenunverträglichen Menschen ist. Wahrscheinlich weil sich dort alle von der Kindheit an hauptsächlich von Brot und Pasta ernähren (lacht). Von daher müssen viele Italiener und Italienerinnen sicher auf Alternativen umsteigen, wenn sie nicht ganz auf den Geschmack verzichten müssen. Ich persönlich esse aber doch am liebsten die klassische Hartweizengrieß-Pasta.
Ein älteres Buch von dir heißt „Koch dich glücklich“ – wie stehen Essen und das Glücksgefühl Serotonin deiner Meinung nach zueinander und wie definierst du „Glückseligkeit durch Essen“?
Genuss kann auf jeden Fall glücklich machen. Das hängt aber auch damit zusammen, dass man ja häufig auch für Freunde und Familie kocht und dann gemeinsam isst. Das löst bei mir definitiv Glücksgefühle aus.
Aus deinen Kochbüchern geht auch viel Nahrungsmittelkunde und Produktinformationen hervor. Sind wir zu uninformiert über das, was wir alltäglich essen und wie wichtig ist es aufgeklärt werden?
Bestes Essen kann nur aus besten Produkten entstehen. Damit meine ich nicht Luxusprodukte. Das kann auch eine sonnengereifte Tomate oder ein schönes Stück Parmesan sein. Zum guten Kochen gehört auch ein bisschen Warenkunde: Wie bewahre ich welche Lebensmittel richtig auf, wie bereite ich sie zu. Ich kann die tollsten Dinge einkaufen – wenn ich sie falsch lagere oder zubereite, ist der Spaß nur halb so groß.
Kochbücher, Kochschule, Coach bei der „Küchenschlacht“ (und ehemals bei „The Taste“). Kann man sagen, dass es dir wichtig ist, dein „Erbe“ als Köchin weiterzugeben?
Ich würde das nicht als frühzeitiges Erbe bezeichnen. Ich finde es unglaublich schön, dass ich einen Beruf erlernt habe, in dem ich die Möglichkeit habe, auf so unterschiedlichen Wegen, mit so vielfältigen Formaten Menschen fürs Kochen zu begeistern.

Konntest du deine Tochter Paola auch für das Kochen begeistern?
Ich habe sie schon in frühen Jahren für gutes Essen begeistern können, zum Beispiel für unsere gemeinsame Lieblings-Pasta Vongole. Etwas später, heute mit 23 Jahren, kocht sie auch selbst, zum Beispiel für ihre Freundin in ihrer WG. Darüber freue ich mich sehr.
Neben neuen Kochbüchern bist du auch in neuen TV-Formaten vertreten, du führst den „leckersten Podcast der Welt“ „Iss was Hase“ mit Dennis Wilms, veranstaltest die Dinner-Show PALAZZO. Wo siehst du dich in den nächsten fünf Jahren?
Für mich ist es das Schönste, immer neue Menschen kennenzulernen und neue Ideen und Herausforderungen anzunehmen. Wo ich in fünf Jahren bin, kann ich nicht beantworten. Dazu bin ich viel zu spontan und begeisterungsfähig und entscheide immer aus dem Bauch heraus. Es bleibt also spannend!
Trotz Ihres straffen Zeitplans hat die liebe Cornelia Poletto Zeit für dieses Interview gefunden. Dafür und für die Unterstützung ihres Teams bedanke ich mich von Herzen.